Publikationen der Sektion Bildende Kunst

Nan Goldin hat mit ihren Werken aus ihrem persönlichen Lebensumfeld und der LGBTQ*-Community Tabus gebrochen, Grenzen überwunden und sich damit für Akzeptanz und zunehmende Anerkennung der LGBTQ*-Szene eingesetzt. Die Unmittelbarkeit in ihren Fotografien entstammt ihrer physischen und emotionalen Zugehörigkeit und Distanzlosigkeit zu einer Lebenswelt, die sich vielen Menschen verschließt und durch Goldin geöffnet wurde. Der Katalog anlässlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises an die Künstlerin enthält Farb- und Schwarzweißbilder aus fünf Jahrzehnten aus Boston, New York, Paris, Berlin und Asien sowie ein aktuelles Interview, das ihre Freund*in Thora Siemsen geführt hat.


Allen Akteuren des Kunstbetriebs ist bewusst, dass nicht jedes zeitgenössische künstlerische Gesamtwerk für die Nachwelt erhalten werden kann. Doch wie bewahren wir die Lebenswerke bildender Künstler*innen der Gegenwart? Und wer entscheidet, was bleibt? Gemeinsam mit der Akademie der Künste Berlin hat die Stiftung Kunstfonds einen Diskussionsprozess begonnen, der diesen Fragen nachgeht und dabei die Perspektive der Künstler*innen in den Mittelpunkt stellt.


Mit dem Titel KONTINENT – Auf der Suche nach Europa erscheint die gleichnamige Publikation zur Ausstellung. Als künstlerisches und politisches Statement rückt die OSTKREUZ – Agentur der Fotografen die europäische Gegenwart in den Mittelpunkt und setzt sich mit ihr in 22 Positionen kritisch auseinander. Zum dreißigjährigen Bestehen des Kollektivs lädt das Buch mit einer Vielfalt von Perspektiven zu einem dynamischen und komplexen Nachdenken über Europa ein.


John Heartfields (1891–1968) politische Fotomontagen und collagierte Buchumschläge, die ihre Herkunft in der Berliner Dada-Szene haben und sich bildgewaltig und mit pointiertem Humor gegen Krieg und Faschismus einsetzen, sind noch heute von großer Brisanz. Sie werden – ebenso wie seine Trickfilme und seine Theaterarbeit – im Kontext von Kunstwerken, Archivalien und Arbeitsmaterialien besprochen, ergänzt um Statements zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.


Die Konzeptkunst von Timm Ulrichs, die vor dem Hintergrund des „Linguistic Turn“ die Strategien der visuellen Repräsentation kritisch reflektiert, steht im Mittelpunkt des Essays von Peter Weibel. Der Medienkünstler und -theoretiker zeigt, wie Ulrichs – indem er die Verzauberung des Verstandes durch Worte und Bilder demonstriert – den Bogen zwischen Innovation und Kreativität so geschickt spannt, dass er künstlerisch stets ins Schwarze trifft.


Ausgehend von den Faschingsmalereien der Meisterschüler 1957/58 im Kohlenkeller der Akademie der Künste am Pariser Platz, die einmalige Zeugnisse einer jungen Opposition in der Ostberliner Malerei darstellen, wendet sich das Buch über den Bilderkeller mit Texten über die damaligen Akteure, zeitgenössischen Fotografien und Neuaufnahmen der Wandbilder an ein breites Publikum. Zugleich bietet es Fachleuten neue Archivfunde und problemorientierte Essays.


Vier Zeitungen zum Projekt "Wo kommen wir hin"


In seinem Essay nimmt der Kunsthistoriker Florian Ebner den künstlerischen Diskurs von Hito Steyerl auf und reflektiert über die materielle und politische Natur ihrer Bilder in einer digitalen und globalisierten Welt. Dabei berührt er generelle Fragen zum Stellenwert einer Fotografie, die fortwährend neu berechnet und optimiert wird und sich in diesem Prozess von der sichtbaren Wirklichkeit entfernt.


Der österreichische Kunsthistoriker Helmut Draxler untersucht in seinem Text Strukturen und Reaktionen Adrian Pipers Transformation des Minimalismus. Ihr künstlerischer Ansatz ist international bekannt geworden durch Arbeiten, die sich kritisch mit sozialen Identitäten und deren Darstellung in Medienbildern auseinandersetzen.


Im Rahmen des Berlin-Stipendiums der Akademie der Künste, Berlin, lernten sich Dénes Krusovszky (Stipendiat Literatur) und Benjamin Stölzel (Stipendiat Bildende Kunst) im Frühjahr 2017 kennen. Die Gedichte von Dénes Krusovszky in diesem Buch entstanden als freie Reaktion auf ausgewählte Skulpturen von Benjamin Stölzel.


Der Reader versammelt Textbeiträge von Kuratoren und Protagonisten, die die künstlerischen Entwicklungen des Westberliner Musiklabels FMP und seiner einzigartigen Konzertereignisse ebenso vorstellen wie eine dynamische Kunst- und Musikszene nach 1968 in Osteuropa als Ausdruck einer vielfältigen Gegenkultur in Polen, der DDR, der Tschechoslowakei und Ungarn.


Der Käthe-Kollwitz-Preis wird seit 1960 vergeben, er ist eine der ältesten Auszeichnungen der Akademie. Von Kollwitzʼ Aussage „Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und bedürftig sind“ geht auch im Jubiläumsjahr „Kollwitz 150“ noch ein deutlicher Impuls für das zeitgenössische Kunstschaffen aus. Das bildet den Fokus der Ausstellung im Käthe Kollwitz Museum Köln.


Mit Katharina Sieverding ehrt die Akademie eine deutsche Künstlerin, die in den 1960er Jahren das Zeitalter der großformatigen Fotokunst einleitete. Die Jury, bestehend aus den Akademie-Mitgliedern Jochen Gerz, Karin Sander und Klaus Staeck, hebt besonders hervor, dass Katharina Sieverding mit ihren Arbeiten grundsätzliche Fragen zu den künstlerischen, politischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Produktion und Rezeption von Kunst stellt. Zur Ausstellung der Käthe-Kollwitz-Preisträgerin (ab 12.7.) erscheint ein Katalog mit einem Text des Kunstkritikers und Kurators Hans-Jürgen Hafner.


Der Preis wird an bildende Künstlerinnen über 40 Jahre vergeben. Neben den gesellschaftskritischen Werken der Preisträgerin Beate Passow dokumentiert der Katalog Arbeiten der 19 ausgewählten Künstlerinnen: Franca Bartholomäi, Tremezza von Brentano, Nezaket Ekici, Mane Hellenthal, Margareta Hesse, Verena Kyselka, Ute Lindner, Anja Luithle, Alice Musiol, Eva von Platen-Hallermund, Sibylle Prange, Vera Röhm, Christine Rusche, Heike Ruschmeyer, Corinna Schnitt, Uta Schotten, Rose Stach, Melanie Wiora, Uta Zaumseil.


Der erweiterte Werkbegriff und die Zunahme inszenatorischer Darstellungsformen gebietet es, den seit dem 18. Jahrhundert stark westeuropäisch geprägten Begriff von Kunst zu überprüfen. Insbesondere die Erschütterung der Dominanz der Malerei im Zuge der globalen Erweiterung der zeitgenössischen Kunstpraxis lässt vermuten, dass die maßgebliche Rolle des Bildes im ästhetischen Diskurs sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht eine Besonderheit der europäischen Kunstgeschichte ist. Mit Beiträgen von Kader Attia, Hans Belting, Thierry de Duve, Peter Galison, Helmut Lachenmann, Jean-Luc Nancy u. a.

Klappentext: Grenzüberschreitung ist seit über einem Jahrhundert ein entscheidender Faktor in der Entwicklung der Künste. Die Berliner Akademie der Künste hat mit der Vortragsreihe „Art Unlimited? – Grenzenlos Kunst?“ den Versuch unternommen, die drei wichtigsten Tendenzen herauszustellen und in ihrer Tragweite zu diskutieren: die Aufhebung der ästhetischen Differenz zwischen Kunst und Realität (Duchamp), die „Verfransung der Künste“ (Adorno) untereinander und die Sprengung des europäischen Kunstbegriffs durch die globale Erweiterung der zeitgenössischen Kunstpraxis. Die Beiträge in diesem Band reflektieren die vielfältigen Aspekte dieser akuten Veränderung sowohl unter dem Gesichtspunkt der Verschiedenheit der Künste als auch aus der Perspektive kulturell divergierender Standpunkte. Ein Resümee der in Frankreich neu aufgeflammten Kontroverse zur Rolle der „Partizipation“ in den Künsten ergänzt die Sammlung.


Die These vom „Film als Skulptur“ war in ihrer Formulierung als Paradoxon für die Kunst des 20. Jahrhunderts ausgesprochen produktiv. Das Buch dokumentiert eine Tagung zur Ausstellung „Elemental Gestures – Terry Fox“ und befragt die Debatten der 1970er Jahre angesichts des medienübergreifenden Charakters der Gegenwartskunst neu. Mit Blick auf Künstler wie Rosa Barba, Joseph Beuys, Chris Burden, Richard Buckminster Fuller, Cyprien Gaillard, Suzanne Harris, Gordon Matta-Clark, Anthony McCall, Cedric Kiefer, László Moholy-Nagy, Nam June Paik, Carolee Schneemann, Richard Serra, Roman Signer u. a. wird die Schnittmenge von Film, Bild und Raum diskutiert.

Klappentext: Die in diesem Band diskutierte Frage, ob und in welcher Hinsicht Film zu Skulptur zu werden vermag, greift eine Debatte der 1970er Jahre auf, die heute unter anderen Vorzeichen neu diskutiert wird – und dies, obwohl sie angesichts des medienübergreifenden Charakters der Gegenwartskunst obsolet geworden zu sein scheint. Zugleich handelt es sich um ein Paradox, das sich jedoch gerade für die Künste des letzten Jahrhunderts als ausgesprochen produktiv erwiesen hat. Führt die Formulierung „Film als Skulptur“ zur Überbrückung oder doch eher zur Verschärfung der Unterscheidung der technischen Verfahren von Film, Livebild und Video? Fällt die Dokumentation künstlerischer Aktionen und Installationen in den Bereich filmischer Skulptur? Und, wenn ja, welche Bedeutung hätte dies für ihre Bewahrung und Interpretation? Während plastischen Formen eine raumzeitliche Produktions- und Erfahrungsdimension zugeschrieben wird, die sie in die Nähe des Filmischen rückt, ist es nicht ausgemacht, inwieweit umgekehrt das Bewegtbild als Skulptur aufzufassen wäre – ein offener Prozess, dessen Momentaufnahme hier zur Diskussion gestellt wird.


Edmund Kuppel hat als Katalog zur Ausstellung ein besonderes künstlerisches Objekt konzipiert: Aus einer ca. 60-minütigen Videoarbeit, bestehend aus 10 Zugfahrten, die immer wieder im Ausgangsbahnhof enden, entwickelte er eine 11. Fahrt in „Buchform“. So entstand ein Leporello, der eine Art Endlosbildschleife bildet. Kuppel „verwandelt in seinem künstlerischen Denken seine Überlegungen in feine skulpturale Gebilde, er verwandelt das Material in einfachster, das heißt abstrakter Form in apparative Konstruktionen des Staunens über die Wirklichkeit“, heißt es in der Jurybegründung zum Käthe-Kollwitz-Preis 2016.


Der Katalog enthält Texte von internationalen Autoren wie David Ross, Constance Lewallen, Lisa Steib, bisher unbekannte Arbeiten und Dokumente wie Werknotizen und -skizzen sowie 2015 aus Anlass der Ausstellung verfasste Statements von Zeitgenossen, darunter Vito Acconci, Tom Marioni und Bill Viola. Im Buch wird zwischen dokumentarischer Aufzeichnung und künstlerischem Werk, das die Entstehung der Performance im Foto oder Video festhält, differenziert.


In der Ausstellung "Schwindel der Wirklichkeit" stellte die Akademie der Künste 2014 künstlerische Strategien vor, in denen die Wahrnehmung und die Aktivität der Besucher ins Zentrum rückten und das Kunstwerk sich nur in ihnen und durch sie verwirklichte. Dabei stehen die aktuellen Entwicklungen der Game Art in einer Tradition künstlerischer Auseinandersetzungen seit den 1960er Jahren, insbesondere mit den Closed-Circuit-Videoinstallationen, aber auch den Partizipations- und Performanceprojekten im Zentrum. Dieser dreimonatige 'Liveact' führte zu Texten (u.a. von Horst Bredekamp, Mark Butler, Michael Diers, Wulf Herzogenrath, Slavko Kacunko), Fotografien und Filmen, die in einem Reader in Kooperation mit der Buchhandlung Walther König mit repräsentativer Fotostrecke erschienen sind.


„Ein Journalist fragte Bernard Frize einmal, was hinter seinen Bildern stecke. Der Reporter vermutete bei der Betrachtung der Werke eine tiefere oder verborgene Bedeutung hinter den farbenprächtigen Oberflächen. Doch Frizes Antwort war kurz und bündig. ‚Hinter den Bildern steckt nichts‘, sagte er. Er wollte den Journalisten nicht verärgern oder unhöflich sein, er wollte die Dinge nur beim Namen nennen.“ Anlässlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises 2015 an den in Paris und Berlin lebenden Maler Bernard Frize erscheint ein Katalog mit einem Text von Jurriaan Benschop.


Als Impulsgeber für die Werke der Malerin Corinne Wasmuht dienen ein umfangreiches Bildarchiv und ein stetiger Input aus Alltagsgeschehen, Wissenschaft, Film, Fernsehen, World Wide Web, Architektur und urbanem Leben. Ihre großformatigen Bilder halten die Zeit für einen Moment an und eröffnen uns eine einzigartige illusionistische Bilderwelt, die Entdeckungsreise, Horizont- und Wahrnehmungserweiterung zugleich ist. Die Jury des Käthe-Kollwitz-Preises 2014, der die Akademie-Mitglieder Arnold Dreyblatt, Birgit Hein und Wolfgang Petrick angehörten, vergab den Preis an Corinne Wasmuht "in Würdigung ihres konsequenten und vielseitigen Werkes, das sich durch Originalität, Erfindungsreichtum und hohe malerische Qualität auszeichnet. […] Sie nutzt wie keine andere Malerin unserer Zeit die Möglichkeiten technischer und bildästhetischer Weiterentwicklungen, um eine andersartige Wahrnehmung von konstruierten Wirklichkeiten zu aktivieren." Mit Texten von Anke Hervol und Wulf Herzogenrath.


Das reichbebilderte Katalogbuch mit Texten von Michel Frizot, Ursula Frohne, Friedemann Malsch, Herbert Molderings, Dietmar Rübel und Annette Tietenberg sowie einem Bildessay von Bogomir Ecker und Raimund Kummer eröffnet Einblicke in die vielschichtige kunstwissenschaftliche und künstlerische Recherche zu den Phänomenen von „lens-based sculpture“. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die moderne Skulptur durch die Fotografie von dem jahrtausendealten Prinzip der Statue löste und in eine neue künstlerische Praxis verwandelte, der die gesamte Wirklichkeit mit ihren vielfältigen taktilen, räumlichen und medialen Phänomenen zum plastischen Material wird. Die Kamera dient als primäres Werkzeug der Bildhauerei, als Skizzenblock und als Hilfsmittel zur Übersetzung von räumlichen und strukturellen Wiedergaben in Masse und Form. Der hier erstmalig verwendete Begriff der „lens-based sculpture“ bezeichnet eine neue Sichtweise auf die Skulptur und die Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Zusammenschau aus rund 150 Exponaten von mehr als 70 internationalen Künstlerinnen und Künstlern zeigt, wie fundamental sich die Skulptur unter dem Einfluss von Fotografie und Film in der Vergangenheit gewandelt hat.


In ihrem Katalogbeitrag untersucht Beatrice von Bismarck verschiedene Aspekte von Zeitlichkeit in Eran Schaerfs Arbeiten. Im Zentrum seiner künstlerischen Praxis sieht sie den Zeitraum zwischen Entstehen und Veröffentlichen. Wie sich Bedeutungen der (Nachrichten-)Bilder je nach Kontext verändern und durch Kommunikationsmedien an Mehrdeutigkeiten gewinnen, im Ausstellungsraum vielstimmig und von einer Prozesshaftigkeit geprägt sind, erläutert sie unter anderem an der von Eran Schaerf für die Akademie der Künste konzipierten Installation Panorama.


Seit Ende der 1990er Jahre fördert das Saarland junge Künstlerinnen und Künstler durch ein Stipendium in der Akademie der Künste. Der Katalog stellt Arbeiten ausgewählter Stipendiaten von 1999 bis 2012 vor, zieht Bilanz und zeichnet Wege in die Zukunft. Beteiligte Künstler: Frauke Eckhardt, Cornelia Fachinger, Rolf Giegold, Marcus Michael Käubler, Anke Mila Menck, Timo Ohler sowie Christina Kubisch


Die Beiträge von Weggefährten des Künstlers und Wissenschaftlern befassen sich u. a. mit dem "Anarchitecture"-Projekt, mit den Cut-outs – den Häuser-Schnitten –, mit dem Scriptor Matta-Clark, dem Film- und Videokünstler, mit dem Film The Wall, der bei einer Plakataktion an der Berliner Mauer entstand, mit der Ausstellbarkeit seiner Interventionen und Performances. Abbildungen von zum Teil unveröffentlichten Handschriften, Skizzen, Fotografien und Filmstills aus dem Archiv im Canadian Centre for Architecture in Montréal veranschaulichen Matta-Clarks Arbeitsweise.


In seinem Katalogbeitrag würdigt Keith Hartley die Ironie und die politischen Implikationen in der Kunst von Douglas Gordon, die er von Brecht und Thomas Mann herleitet. Neben dem konzeptuellen ist Gordon der intuitive Charakter seiner Werke wichtig. Er will Bewusstseinsprozesse analysieren und insbesondere die Rolle des Gedächtnisses für die Wahrnehmung von Vergangenheit und Gegenwart besser verstehen. Allerdings tut er das nicht, indem er nur das Gehirn anspricht. Er nutzt vielmehr die sinnlichen Eigenschaften der Kunst, um den Betrachter fühlen zu lassen, was er auszudrücken versucht.


Die Akademie-Mitglieder – Komponisten, Tänzerinnen und bildende Künstler –, die sich in diesen Interviews zum Thema Kontrolle und Zufall im Schaffensprozess äußern und zum Werk von John Cage und Iannis Xenakis in Beziehung setzen, argumentieren auf unterschiedliche Weise und dabei spielen nicht nur die spezifischen Herangehensweisen in den einzelnen Künsten eine Rolle, sondern auch die Frage nach der Aktualität des Zufallsprinzips.
(Siehe auch Broschüre "Kontrolle und Zufall" ISBN 978-3-88331-175-3)


John Cage hat als Multitalent die Entwicklung der Musik und der bildenden Kunst maßgeblich bestimmt. Die Publikation rückt den bildenden Künstler Cage in den Mittelpunkt und wagt einen neuen Blick auf theoretische Bezüge, das künstlerische Umfeld und die Rezeption in Europa. Zugleich bietet sie eine Übersicht zur Werkgenese seit den 1930er-Jahren und Cages Beziehungen zu den Künstlern der Klassischen Moderne in Europa. Essays von Jon Hendricks, Andreas Kreul, Angela Lammert, Jeffrey Saletnik, Toni Stooss, Yvonne Ziegler u. a. beleuchten diese Aspekte.


Der Katalog befasst sich mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen aus Europa und Amerika, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts die Geschlossenheit des Bildes mit den Mitteln der Malerei aufzubrechen begannen. Werke von Ellsworth Kelly, Lucio Fontana, Sam Francis, Yves Klein, Günter Uecker, aber auch von Emil Schumacher, Bernard Schultze, Gerhard Hoehme und anderen werden im Hinblick auf ihre optischen Kräfte und malerischen Energien exemplarisch vorgestellt und kontextualisiert.


Die Publikation präsentiert unveröffentlichte Zeichnungen und Briefe des Komponisten und Archi­tekten Iannis Xenakis sowie zahlreiche Quellenmaterialien. Im Werk der Zeit­genossen Herrmann Scherchen, Richard Buckminster Fuller und Allan Kaprow sowie in einem Gespräch mit Die­ter Schnebel eröffnen sich neue Be­züge zu John Cage.
Texte von John Cage, Mauricio Kagel, Milan Kundera, Herrmann Scherchen, Iannis Xe­nakis, Ge­spräch mit Dieter Schnebel, und von Hubertus von Amelunxen, Rolf Großmann, Sharon Kanach, Angela Lammert, Philip Ursprung
(Siehe auch DVD "Kontrolle und Zufall", Künstlerinterviews, ISBN 978-3-88331-192-0)


Auf Einladung von Bridget Riley stellte die Londoner Malerin Gina Burdass ihre künstlerische Position in der Akademie der Künste vor. Burdass' klein- und mittelformatige Farbkompositionen verstricken den Betrachter in ein lebhaftes Spiel von Bezügen. Die unmittelbare Wirkung ihrer Gemälde, die auf vielen Ebenen operieren, ist Klarheit. "Betritt man das weiß gestrichene Atelier der Künstlerin, so erlebt man, nach der Übersättigung durch die visuellen Informationen, die unsere Bildschirme und Straßen überfluten, plötzlich ein Gefühl der Befreiung, eine Reduzierung und Läuterung der Empfindung. Durch die Art, wie die Farbelemente platziert sind, vollführen ihre emblematischen, abstrakten Bilder einen visuellen Tanz; während sich die Permutationen ändern oder plötzlich eine neue Farbnuance zum Vorschein kommt, durchlaufen ihre formalen Muster leichte Akzentverschiebungen. Der Stil ist minimalistisch. Auswahl und Begrenzung der eingesetzten Mittel sind offenkundig, doch Kargheit und Strenge sind lediglich die Kanäle für ein plötzliches Übersprudeln der emotionalen Spannung." (Aus dem Katalogbeitrag von Frances Spalding)


Seit den Futuristen, seit John Cage und den originären Entwicklungen der radiophonen, akustischen Kunst und der Klangskulptur gehört Klang in den Bereich der bildenden Künste. Janet Cardiff und George Bures Miller haben dieses Feld mit intensiven, eigenständigen Werken wirkungsvoll erweitert. Der Mensch mit seiner reichen Wahrnehmungserfahrung der visuellen Welt weiß, dass das Auge leicht zu täuschen ist, denn es nimmt "nur" die Welt vor uns in den Blick. Wie sehr uns ein Geräusch oder ein Wort aus dem nicht einsehbaren Bereich hinter uns erschrecken kann, demonstrieren Cardiff und Miller, indem sie dieses Mittel virtuos einsetzen und den einzelnen Besucher zum Teilnehmer eines von ihnen entwickelten komplexen Geschehens machen. (Aus der Jurybegründung)


Der Bildhauer Wolfgang Wagner-Kutschker schafft akstrakte, mit schwarzem Schellack überzogene Holzskulpturen. Mit an- und gegeneinandergelegten, gefalteten und gefügten Flächen setzt er bewegte Körper in den Raum, die ihre spezielle Präsenz durch das Zusammenspiel von materieller Struktur und reflektiertem Licht gewinnen. Ausstellung 19. Juni bis 18. Juli 2010


Der Sprung von einer brasilianischen Adaption der modernen Kunst hin zu einer brasilianischen Moderne gelang mit dem Neoconcretismo und der Architektur der Hauptstadt Brasilia. Der Katalog zeigt, dass das Projekt der Moderne verschiedene Gesichter trägt, die sich nicht auf den europäisch-nordamerikanischen Raum begrenzen lassen. Der Aufbruch des "Verlangens nach Form" in den späten 1950er Jahren führte zu bleibenden Leistungen auf den Gebieten der bildenden Kunst, Architektur und Städteplanung und des Designs. Den historischen Positionen von Aluísio Carvão, Amilcar und Willys de Castro, Lygia Clark, Oscar Niemeyer, Hélio Oiticica, Lygia Pape u. a. werden Arbeiten zeitgenössischer brasilianischer Künstler wie Waltercio Caldas, Iole de Freitas, Carla Guagliardi, Cao Guimarães und Pablo Lobato gegenübergestellt, die Positionen dieser Zeit aufgenommen und weitergeführt haben. Die umfangreiche Dokumentation setzt, neben erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten Texten von Ferreira Gullar, Lygia Clark, Hélio Oiticica, Lygia Pape und Mário Pedrosa, die innerbrasilianische Sicht auf den Neoconcretismo mit der Rezeption und Kritik in Westeuropa ins Verhältnis und zeigt gleichermaßen Abwehr und "Einverleibung" westeuropäischen Gedankenguts durch die brasilianische Moderne. Sie umfasst darüber hinaus bisher unpublizierte Materialien aus brasilianischen und westeuropäischen Archiven, u. a. Dokumente zu Max Bill und Alexander Calder. Die kontroverse Aufnahme brasilianischer Architektur und Kunst in Deutschland und der Schweiz spiegelt Anziehungskraft und Missverständnis alternativer Modernekonzepte gleichermaßen. Eine differenziertere Sicht jenseits der Klischees erlauben Interviews mit Ferreira Gullar, Almir Mavignier, Eugen Gomringer und Carla Guagliardi.
Mit Essays von Luiz Camillo Osorio, Robert Kudielka, Ronaldo Brito, Rodrigo Naves, Sônia Salzstein, Angela Lammert, Lorenzo Mammì, Guilherme Wisnik


Seit den 1980er Jahren ist Mona Hatoum mit Performances, Skulpturen und Installationen weltweit in Museen und zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten. Bereits in ihren frühen Performances formulierte die Künstlerin eine bis heute konsequent verfolgte Formensprache, die sich aus Minimal Art und Konzeptkunst entwickelt hat. Die 1952 im Libanon geborene Tochter palästinensischer Eltern integrierte in ihre Arbeiten von Beginn an politische Inhalte und persönliche Erfahrungswerte, die als Referenz auf ihre Wurzeln im Nahen Osten und auf die seit 1975 in Westeuropa verbrachten Lebensjahre zu verstehen sind. Seit den 1990er Jahren wandte sie sich raumgreifenden Installationen und zunehmend skulpturalen Arbeiten zu, in die der Betrachter aktiv einbezogen wird.


Der Katalog  stellt den gewandelten Begriff vom Zeichnen in der gegenwärtigen bildenden Kunst zur Diskussion. Dabei steht die autonome Funktion der Zeichnung in der künstlerischen Praxis im Vordergrund. Neben traditionellen Verfahrensweisen verdeutlichen fotografische und digitale Konzeptionen sowie hybride Mischformen die enorme Spannweite des zeitgenössischen Zeichnungsbegriffs. Der Band präsentiert 66 Künstler mit einer Auswahl ihrer Arbeiten sowie Texte von Mitgliedern der Akademie der Künste, die den Begriff des Zeichnens in seiner historischen sowie aktuellen Dimension reflektieren. Er enthält zudem biografische Angaben sowie ein vollständiges Ausstellungsverzeichnis.
Ausstellung 25. April bis 14. Juni 2009


Ulrike Grossarth widmet sich in bildnerischen Werken, in Tänzen und Solostücken, Videofilmen, Zeichnungen und Performances immer wieder dem Verhältnis von materiellem Umfeld und dem handelnden Menschen. Fotografische Zeugnisse von Stefan Kiełsznia zum jüdischen Leben in Lublin von 1938 haben Ulrike Grossarth zu Arbeiten veranlasst, die Katalog und Ausstellung den Titel geben: Szeroka 28. Ein europäischer Erinnerungsraum.  "Grossarths Arbeiten führen uns Schritt für Schritt die gesellschaftspolitischen Bedingungen der verpassten, aber nicht verlorenen Verständigung mit den Dingen als dem Grund unserer Anschauung und des Entwurfs einer Zukunft vor Augen", heißt es in der Jurybegründung für den Käthe-Kollwitz-Preis 2009.


Katalog und Ausstellung zeigen Gustav Kluges Serie Teamportraits sowie zahlreiche Einzelportraits. Kluge erhält den Käthe-Kollwitz-Preis 2008  für sein bisheriges Gesamtschaffen. Der Jury gehörten Bogomir Ecker, Ulrich Erben und Wulf Herzogenrath an.
Gustav Kluge, 1947 in Wittenberg/Elbe geboren, studierte 1968–1972 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. 1974 war er Mitgründer der Produzentengalerie in Hamburg. 1978–1985 lehrte er an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, und seit 1996 hat er eine Professur für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe inne. Kluges Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen, u.a. in Hamburg, Köln, München, Berlin, Weimar, Bremen, gezeigt und waren in vielen nationalen und internationalen Gruppenausstellungen vertreten.


Vor vierzig Jahren zeigten John Cage, Alison Knowles und der Zufall eine Ausstellung mit Notationen von 250 Künstlern, um einen Eindruck von der Vielfalt der Möglichkeiten zu vermitteln, Musik und Aktionen zu notieren und jede Notation einem neuen Ursprung zuzuführen. Notation und Reproduktion sind seit dem Aufkommen der Medientechnik im 19. Jahrhundert eine enge Verbindung eingegangen. Der Prozess selbst, Kunst zur Darbietung aufzuschreiben, unterliegt wie jeder Kommunikationsverlauf tradierten Formen und unterläuft diese mit der Öffnung anderer Möglichkeitsfelder. Die Notation verhalte sich zur Improvisation wie das Porträt zum lebendigen Modell, schrieb Ferruccio Busoni 1916 in seinem Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. Der Vortragende habe die Starrheit der Zeichen wieder aufzulösen und diese in Bewegung zu bringen. Ob solche Bewegung aber wieder in eben jene Zeichen zurückzuführen ist, die sie verlassen hat, ist eine Frage, die an die Bestimmtheit, die relative Bestimmtheit oder aber die Unbestimmtheit des Kunstwerks gestellt wurde und wird. Diese Bewegung, innerhalb derer das Verhältnis von Entwurf, Aufzeichnung, Wiederholung, Reproduktion und Werk im 20. Jahrhundert in und zwischen den Künsten mit einiger Radikalität neu gefasst wurde, nimmt "Notation. Kalkül und Form in den Künsten" auf. Für alle Künste wird die Frage – denn immer nur sind es Fragen – nach dem offenen Kunstwerk und nach der Zeitlichkeit künstlerischer Übersetzung gestellt, ob in der Musik oder der Malerei, der Architektur oder dem Tanz, der Literatur oder dem experimentellen Film. Die technischen Medien, begonnen mit der Photographie, haben diese Frage in die Zeit gesetzt.


Im März 1995 wurde auf dem Bebelplatz in Berlin das Mahnmal zur Bücherverbrennung 1933 des israelischen Künstlers Micha Ullman eingeweiht. Bibliothek – ein leerer weißer Raum, gesäumt von Regalen, eingebettet in den sandigen Untergrund des Platzes, zu sehen durch eine ein Quadratmeter große Glasscheibe. Von Anfang an übt dieser stille Ort eine spürbare Anziehungskraft auf Besucher und Passanten aus. Im Frühjahr 2001 beschloss der Senat von Berlin den Bau einer Tiefgarage. Trotz zahlreicher Proteste des Künstlers, eines studentischen Aktionsbündnisses, der Akademie der Künste und von über 5000 Bürgern wurde die Tiefgarage realisiert. Nach und nach verwandelte sich der Bebelplatz in eine riesige Baugrube. "Hier wird", sagt Micha Ullman, "mit der Erde die Stille, die Ruhe und der Respekt vor dem Tod weggenommen."


Hans Haackes Einfluß auf die Kunst der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit ist unübersehbar. Er war es, der vor anderen die heute mehr denn je aktuellen Themen der Verhältnisse zwischen Ökonomie und Ökologie, sozialer und kultureller Macht, wirtschaftlichen Interessen und Kunstmarkt, Politik und Geschichtsbild, kollektivem historischem Bewußtsein und individuellem Schicksal in die zeitgenössische Kunst eingeführt hat. Und er hat es verstanden, für diese komplexen gesellschaftlichen Fragen ebenso subtile wie eindringliche Formen zu entwickeln, die alle visuellen Medien souverän umfassen. Seine Erfahrung in den USA hat ihn als Künstler zu Deutschlands wichtigstem Verteidiger der Kultur als öffentlicher Aufgabe werden lassen. Der Künstler, der seit 1965 in New York lebt, hat in den vergangenen Jahren in Europa und den USA eine Reihe von aufsehenerregenden Arbeiten für künstlerische Projekte im öffentlichen Raum und an Orten der Kunst geschaffen. Kein künstlerisches Werk hat hierzulande eine so breite Diskussion über Kunst und Politik in den Medien und selbst im Parlament ausgelöst wie die Installation DER BEVÖLKERUNG (2000) im Berliner Reichstagsgebäude. 1993 erhielt er für seine Einrichtung des Deutschen Pavillons auf der Biennale Venedig gemeinsam mit Nam June Paik den Goldenen Löwen.
Der Katalog zur umfassenden Retrospektive 2006 bietet erstmals in Deutschland einen repräsentativen Überblick über das Werk von Hans Haacke (geboren 1936 in Köln). Von den zentralen Werken der Systemkunst der 1960er Jahre zeigt er über die politische Concept Art der 1970er Jahre auch seine postkonzeptuellen Installationen der folgenden Zeit bis hin zu seinen jüngsten Arbeiten in New York und Berlin. Er präsentiert etwa 80 Werke und zahlreiche Texte von Hans Haacke. Umfangreiche Beiträge von Benjamin H. D. Buchloh, Rosalyn Deutsche und Walter Grasskamp beleuchten Haackes Œuvre zwischen 1959 und 2006 vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Kunstentwicklung.