Nan Goldin hat mit ihren Werken aus ihrem persönlichen Lebensumfeld und der LGBTQ*-Community Tabus gebrochen, Grenzen überwunden und sich damit für Akzeptanz und zunehmende Anerkennung der LGBTQ*-Szene eingesetzt. Die Unmittelbarkeit in ihren Fotografien entstammt ihrer physischen und emotionalen Zugehörigkeit und Distanzlosigkeit zu einer Lebenswelt, die sich vielen Menschen verschließt und durch Goldin geöffnet wurde. Der Katalog anlässlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises an die Künstlerin enthält Farb- und Schwarzweißbilder aus fünf Jahrzehnten aus Boston, New York, Paris, Berlin und Asien sowie ein aktuelles Interview, das ihre Freund*in Thora Siemsen geführt hat.


Die Konzeptkunst von Timm Ulrichs, die vor dem Hintergrund des „Linguistic Turn“ die Strategien der visuellen Repräsentation kritisch reflektiert, steht im Mittelpunkt des Essays von Peter Weibel. Der Medienkünstler und -theoretiker zeigt, wie Ulrichs – indem er die Verzauberung des Verstandes durch Worte und Bilder demonstriert – den Bogen zwischen Innovation und Kreativität so geschickt spannt, dass er künstlerisch stets ins Schwarze trifft.


In seinem Essay nimmt der Kunsthistoriker Florian Ebner den künstlerischen Diskurs von Hito Steyerl auf und reflektiert über die materielle und politische Natur ihrer Bilder in einer digitalen und globalisierten Welt. Dabei berührt er generelle Fragen zum Stellenwert einer Fotografie, die fortwährend neu berechnet und optimiert wird und sich in diesem Prozess von der sichtbaren Wirklichkeit entfernt.


Der österreichische Kunsthistoriker Helmut Draxler untersucht in seinem Text Strukturen und Reaktionen Adrian Pipers Transformation des Minimalismus. Ihr künstlerischer Ansatz ist international bekannt geworden durch Arbeiten, die sich kritisch mit sozialen Identitäten und deren Darstellung in Medienbildern auseinandersetzen.


Der Käthe-Kollwitz-Preis wird seit 1960 vergeben, er ist eine der ältesten Auszeichnungen der Akademie. Von Kollwitzʼ Aussage „Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und bedürftig sind“ geht auch im Jubiläumsjahr „Kollwitz 150“ noch ein deutlicher Impuls für das zeitgenössische Kunstschaffen aus. Das bildet den Fokus der Ausstellung im Käthe Kollwitz Museum Köln.


Mit Katharina Sieverding ehrt die Akademie eine deutsche Künstlerin, die in den 1960er Jahren das Zeitalter der großformatigen Fotokunst einleitete. Die Jury, bestehend aus den Akademie-Mitgliedern Jochen Gerz, Karin Sander und Klaus Staeck, hebt besonders hervor, dass Katharina Sieverding mit ihren Arbeiten grundsätzliche Fragen zu den künstlerischen, politischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Produktion und Rezeption von Kunst stellt. Zur Ausstellung der Käthe-Kollwitz-Preisträgerin (ab 12.7.) erscheint ein Katalog mit einem Text des Kunstkritikers und Kurators Hans-Jürgen Hafner.


Edmund Kuppel hat als Katalog zur Ausstellung ein besonderes künstlerisches Objekt konzipiert: Aus einer ca. 60-minütigen Videoarbeit, bestehend aus 10 Zugfahrten, die immer wieder im Ausgangsbahnhof enden, entwickelte er eine 11. Fahrt in „Buchform“. So entstand ein Leporello, der eine Art Endlosbildschleife bildet. Kuppel „verwandelt in seinem künstlerischen Denken seine Überlegungen in feine skulpturale Gebilde, er verwandelt das Material in einfachster, das heißt abstrakter Form in apparative Konstruktionen des Staunens über die Wirklichkeit“, heißt es in der Jurybegründung zum Käthe-Kollwitz-Preis 2016.


„Ein Journalist fragte Bernard Frize einmal, was hinter seinen Bildern stecke. Der Reporter vermutete bei der Betrachtung der Werke eine tiefere oder verborgene Bedeutung hinter den farbenprächtigen Oberflächen. Doch Frizes Antwort war kurz und bündig. ‚Hinter den Bildern steckt nichts‘, sagte er. Er wollte den Journalisten nicht verärgern oder unhöflich sein, er wollte die Dinge nur beim Namen nennen.“ Anlässlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises 2015 an den in Paris und Berlin lebenden Maler Bernard Frize erscheint ein Katalog mit einem Text von Jurriaan Benschop.


Als Impulsgeber für die Werke der Malerin Corinne Wasmuht dienen ein umfangreiches Bildarchiv und ein stetiger Input aus Alltagsgeschehen, Wissenschaft, Film, Fernsehen, World Wide Web, Architektur und urbanem Leben. Ihre großformatigen Bilder halten die Zeit für einen Moment an und eröffnen uns eine einzigartige illusionistische Bilderwelt, die Entdeckungsreise, Horizont- und Wahrnehmungserweiterung zugleich ist. Die Jury des Käthe-Kollwitz-Preises 2014, der die Akademie-Mitglieder Arnold Dreyblatt, Birgit Hein und Wolfgang Petrick angehörten, vergab den Preis an Corinne Wasmuht "in Würdigung ihres konsequenten und vielseitigen Werkes, das sich durch Originalität, Erfindungsreichtum und hohe malerische Qualität auszeichnet. […] Sie nutzt wie keine andere Malerin unserer Zeit die Möglichkeiten technischer und bildästhetischer Weiterentwicklungen, um eine andersartige Wahrnehmung von konstruierten Wirklichkeiten zu aktivieren." Mit Texten von Anke Hervol und Wulf Herzogenrath.


In ihrem Katalogbeitrag untersucht Beatrice von Bismarck verschiedene Aspekte von Zeitlichkeit in Eran Schaerfs Arbeiten. Im Zentrum seiner künstlerischen Praxis sieht sie den Zeitraum zwischen Entstehen und Veröffentlichen. Wie sich Bedeutungen der (Nachrichten-)Bilder je nach Kontext verändern und durch Kommunikationsmedien an Mehrdeutigkeiten gewinnen, im Ausstellungsraum vielstimmig und von einer Prozesshaftigkeit geprägt sind, erläutert sie unter anderem an der von Eran Schaerf für die Akademie der Künste konzipierten Installation Panorama.


In seinem Katalogbeitrag würdigt Keith Hartley die Ironie und die politischen Implikationen in der Kunst von Douglas Gordon, die er von Brecht und Thomas Mann herleitet. Neben dem konzeptuellen ist Gordon der intuitive Charakter seiner Werke wichtig. Er will Bewusstseinsprozesse analysieren und insbesondere die Rolle des Gedächtnisses für die Wahrnehmung von Vergangenheit und Gegenwart besser verstehen. Allerdings tut er das nicht, indem er nur das Gehirn anspricht. Er nutzt vielmehr die sinnlichen Eigenschaften der Kunst, um den Betrachter fühlen zu lassen, was er auszudrücken versucht.


Seit den Futuristen, seit John Cage und den originären Entwicklungen der radiophonen, akustischen Kunst und der Klangskulptur gehört Klang in den Bereich der bildenden Künste. Janet Cardiff und George Bures Miller haben dieses Feld mit intensiven, eigenständigen Werken wirkungsvoll erweitert. Der Mensch mit seiner reichen Wahrnehmungserfahrung der visuellen Welt weiß, dass das Auge leicht zu täuschen ist, denn es nimmt "nur" die Welt vor uns in den Blick. Wie sehr uns ein Geräusch oder ein Wort aus dem nicht einsehbaren Bereich hinter uns erschrecken kann, demonstrieren Cardiff und Miller, indem sie dieses Mittel virtuos einsetzen und den einzelnen Besucher zum Teilnehmer eines von ihnen entwickelten komplexen Geschehens machen. (Aus der Jurybegründung)


Seit den 1980er Jahren ist Mona Hatoum mit Performances, Skulpturen und Installationen weltweit in Museen und zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten. Bereits in ihren frühen Performances formulierte die Künstlerin eine bis heute konsequent verfolgte Formensprache, die sich aus Minimal Art und Konzeptkunst entwickelt hat. Die 1952 im Libanon geborene Tochter palästinensischer Eltern integrierte in ihre Arbeiten von Beginn an politische Inhalte und persönliche Erfahrungswerte, die als Referenz auf ihre Wurzeln im Nahen Osten und auf die seit 1975 in Westeuropa verbrachten Lebensjahre zu verstehen sind. Seit den 1990er Jahren wandte sie sich raumgreifenden Installationen und zunehmend skulpturalen Arbeiten zu, in die der Betrachter aktiv einbezogen wird.


Ulrike Grossarth widmet sich in bildnerischen Werken, in Tänzen und Solostücken, Videofilmen, Zeichnungen und Performances immer wieder dem Verhältnis von materiellem Umfeld und dem handelnden Menschen. Fotografische Zeugnisse von Stefan Kiełsznia zum jüdischen Leben in Lublin von 1938 haben Ulrike Grossarth zu Arbeiten veranlasst, die Katalog und Ausstellung den Titel geben: Szeroka 28. Ein europäischer Erinnerungsraum.  "Grossarths Arbeiten führen uns Schritt für Schritt die gesellschaftspolitischen Bedingungen der verpassten, aber nicht verlorenen Verständigung mit den Dingen als dem Grund unserer Anschauung und des Entwurfs einer Zukunft vor Augen", heißt es in der Jurybegründung für den Käthe-Kollwitz-Preis 2009.


Katalog und Ausstellung zeigen Gustav Kluges Serie Teamportraits sowie zahlreiche Einzelportraits. Kluge erhält den Käthe-Kollwitz-Preis 2008  für sein bisheriges Gesamtschaffen. Der Jury gehörten Bogomir Ecker, Ulrich Erben und Wulf Herzogenrath an.
Gustav Kluge, 1947 in Wittenberg/Elbe geboren, studierte 1968–1972 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. 1974 war er Mitgründer der Produzentengalerie in Hamburg. 1978–1985 lehrte er an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, und seit 1996 hat er eine Professur für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe inne. Kluges Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen, u.a. in Hamburg, Köln, München, Berlin, Weimar, Bremen, gezeigt und waren in vielen nationalen und internationalen Gruppenausstellungen vertreten.