11.6.2025, 17 Uhr
Akademie der Künste trauert um Günther Uecker (1930–2025)

Günther Uecker
Der 1930 in Kuhlen-Wendorf (Mecklenburg) geborene Günther Uecker ist am 10. Juni 2025 gestorben. Als einer der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler wurde er 1996 zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt.
Uecker wandte sich früh gegen die in den 1950er-Jahren vorherrschenden Kunstströmungen des sozialistischen Realismus in der DDR und des Informel im Westen. Haptisch-strukturierte, monochrome Farbflächen dominieren die frühen Arbeiten bis zur Entdeckung des Nagels als bildnerisches Element. Der Nagel war für ihn aber nie nur ein Strukturelement, er wies ihm auch einen Symbolwert zu als aggressives und verletzendes Objekt. Der Begriff der Struktur wurde richtungsweisend für Ueckers weiteres OEuvre. Seit 1957 stellte er mit Otto Piene und Heinz Mack aus, trat der Gruppe ZERO bei und war bis 1966 deren Mitglied. Er schuf Licht-Raum-Strukturen wie die Lichtmodulationen (1960), die anfangs rein auf Wahrnehmungsbewegungen beschränkt waren. Nach 1960 entstanden diese auch mit mechanischen Antrieben.
„Uecker lässt sich tatsächlich phänomenologisch allein nicht beschreiben. Weiß, realer Raum (Fontana), Leere (Yves Klein) sind für Uecker nicht nur ästhetische Anschauungs-, sondern auch Meditationsformen, Voraussetzungen einer neuen Humanität, Zonen, welche die Vorbedingung dafür sind, neue Impulse in sich aufzunehmen und auch zu provozieren. (…) Diese völlige Übereinstimmung von Denk-, Empfindungs- und Vorstellungsformen bei Uecker, diese Fähigkeit, die er seiner intensiven Beschäftigung mit dem Zen-Buddhismus verdankt, sich nicht in Gegensatz zu, sondern als Teil von etwas zu empfinden, verleiht seinen Werken einen transzendentalen Aspekt.“ (Dieter Honisch, in: Texte. Günther Uecker, 1970)
Wulf Herzogenrath, Mitglied der Akademie der Künste, würdigt Uecker mit den Worten: „Günther Uecker erweiterte den Blick auf die Welt, seine Mittel waren die Elemente, das Licht, er bezog die Bewegungen und Klänge ein, den Nagel und den Sand mit deren Schatten. Er war offen wie kaum ein anderer für Religionen und fühlte die Verantwortung des Menschen für die Natur und den Frieden – gerade als ein Künstler in Deutschland aus Mecklenburg. Seine Manifeste und Demonstrationen schufen Neues, im Kontext des Museums und der gesellschaftlichen Realität.“
Die Akademie trauert um ihr Mitglied.
Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste