Inszenierungsdokumentation

Yael Ronen und Team bei den Proben zu Third Generation - Next Generation, Maxim Gorki Theater, Berlin, 2019

Fotodokumentation von Maria Steinfeldt und Programmheft aus der Inszenierungsdokumentation zu Sebastian Baumgartens Inszenierung von Jules Massenets Werther, Deutsche Oper Berlin, 2002

Gesprächstranskript aus der Inszenierungsdokumentation zu Heiner Müllers Inszenierung Der Lohndrücker, Deutsches Theater, Berlin, 1988

Materialsammlung aus der Inszenierungsdokumentation zu Heiner Müllers Inszenierung von Der Lohndrücker, Deutsches Theater, Berlin, 1988

Inszenierungsdokumentation zu Ruth Berghaus' Inszenierung von Carl Maria von Webers Der Freischütz, Deutsche Staatsoper, Berlin, 1970

Fotodokumentation von Maria Steinfeldt und Programmheft aus der Inszenierungsdokumentation zu Ruth Berghaus' Inszenierung von Giacomo Puccinis Tosca, Sächsische Staatsoper, Dresden, 1993

Fotodokumentation von Maria Steinfeldt, Programmheft und Leporellos aus der Inszenierungsdokumentation zu Peter Konwitschnys Inszenierung von Alban Bergs Wozzeck, Hamburgische Staatsoper, 1998

Wie kann ein vergängliches Kunstwerk wie eine Inszenierung, die nur im Moment ihrer Aufführung existiert, für die Nachwelt festgehalten werden? Was bleibt von einer Inszenierung übrig, wenn die letzte Vorstellung gespielt ist? Welches Material ist aussagekräftig, um so ein flüchtiges Kunstwerk zu beschreiben?

Angeregt von Bertolt Brechts „Modellbüchern“ und Walter Felsensteins „Regiechroniken“, in denen sie ihre Regiearbeit genau beschrieben und reflektiert haben, beschlossen die Mitglieder der Akademie der Künste Ost Mitte der 1960er Jahre die Herstellung von Inszenierungsdokumentationen. Ziel war es, künstlerische Erfahrungen und Arbeitsergebnisse auszutauschen. Dabei sollte der Probenprozess nicht von außen, sondern von den Beteiligten selbst dokumentiert werden: Es wurden Gespräche zur Vorbereitung und Konzeptfindung protokolliert, Ziele und Ergebnisse der einzelnen Proben durch Notate festgehalten und versucht, die fertige Inszenierung durch Aufführungsbeschreibungen und Fotodokumentationen nachvollziehbar zu machen. Eine vollständige Inszenierungsdokumentation beinhaltet sowohl diese eigens dafür hergestellten Dokumente als auch eine systematische Materialsammlung zur Inszenierung. So umfasst die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ neben Gesprächsprotokollen und Probennotaten, die zum Teil auch als audiovisuelle Aufzeichnungen vorliegen, diverse Arbeitsmaterialien des Produktionsteams – wie z. B. Bühnenbild- und Kostümentwürfe, dramaturgisches Material, Probenpläne, Strichfassungen, Rollen- und Regiebücher – ebenso wie Publikationen der Theater und Opernhäuser, Probenfotos und Kritiken. Diese Dokumente beschreiben nicht nur den Probenprozess, sondern geben auch Auskunft über den gesellschaftlichen und politischen Kontext, in dem die Arbeit entstanden ist. Dokumentationen wie Räuber von Schiller in der Regie von Frank Castorf 1990 an der Volksbühne Berlin und Hamlet/Maschine in der Regie von Heiner Müller 1990 am Deutschen Theater Berlin legen über das Zeitgeschehen ebenso Zeugnis ab, wie über diese berühmt gewordenen Inszenierungen.

Seit der Spielzeit 1967/68 wurden für die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ mehr als 1.200 Inszenierungsdokumentationen und ca. 350 Materialsammlungen von Sprech- oder Musiktheater-Inszenierungen im deutschsprachigen Raum erstellt, die Einblicke in die Arbeit von ca. 350 Regisseurinnen und Regisseuren geben. Ergänzt wird die Sammlung um ca. 350 Aufführungsmitschnitte, die in der „Sammlung AVM Theater“ des Medienarchivs archiviert sind. Die Sammlung wird jährlich um ca. zehn neue Inszenierungsdokumentationen ergänzt, die Arbeiten von Akademie-Mitgliedern, ausdrucksstarke Regiehandschriften, prägnante und/oder innovative Regiekonzepte zu virulenten gesellschaftlichen Themen sowie Produktionen von vielversprechenden Nachwuchsregisseurinnen, Nachwuchsregisseuren und Regieteams dokumentieren.

Stand zu Beginn der Theaterdokumentation der Austausch zwischen Akademiemitgliedern und verschiedenen Theaterkünstlerinnen und Theaterkünstlern über deren Arbeit im Vordergrund, wird die Sammlung inzwischen verstärkt auch für wissenschaftliche Zwecke und von Studierenden genutzt. Durch ihren Fokus auf den Probenprozess gibt die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ neben dem Versuch, die Inszenierung bzw. deren Relikte für die Nachwelt zu erhalten, auch Einblicke in die Arbeitsweise der dokumentierten Theatermacherinnen und Theatermacher.