
„Sieh das Böse in der guten Stube und schreib drüber.“
Heimat, Herkunft und der schwierige Blick zurück
„Die böse gute Stube“ hat die 1961 in Karl-Marx-Stadt geborene Schriftstellerin Kerstin Hensel, Direktorin der Sektion Literatur der Akademie der Künste, ihren Beitrag in der Zeitschrift SINN UND FORM genannt, in dem sie die Geschichte ihrer Familie von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik und die DDR bis in die Gegenwart literarisch nachzeichnet.
„Ich sehe meine Tanten auf der Chemnitzer Südkampfbahn unter knatternden Fahnen. Es ist der 7. Juni 1931. Sächsischer Gauparteitag der NSDAP.“ Zwischen Großstadt und Erzgebirge, zwischen Zukunftshoffnung und Provinzenge wächst die spätere Autorin auf und behauptet ihren künstlerischen Eigensinn gegen alle Bevormundungen. Über ihren Blick auf die Region ihrer Herkunft, die auch in ihrem neuen Roman Die Glückshaut (2024) eine besondere Rolle spielt, spricht Kerstin Hensel mit dem Chefredakteur von SINN UND FORM, Matthias Weichelt.