Walter-Rossow-Garten, Akademie der Künste am Hanseatenweg © Erik-Jan Ouwerkerk

Welcome in – Ein Musik-Parcours

Festival

Wir laden ein zu einem vergnüglichen und überraschenden Erkundungspfad durch die Innen- und Außenräume der Akademie der Künste – erfüllt von unerhörter Musik und Klang.

Kleine intime Konzert-Situationen in Sitzungsräumen, Stille im Konzertsaal, verspielte kinetische Klangmaschinen, Improvisationen, Musiker*innen auf dem Vorplatz, serbischer Gesang, knackende Kichererbsen, viele Geigen, Picknick im Buchengarten, ein Tête-à-Tête mit einer Komponistin, Atem: Das ganze Haus birgt in Nischen und großen Sälen musikalische Kleinode, immer wieder auftauchende Musiker*innen kreuzen die Pfade.

Alles fließt, alles passiert zweimal, alles zum selbst Zusammensetzen. Alle sind herzlich willkommen, diesen Ort und die Musik an einem langen Maitag mit uns zu teilen.

PROGRAMM

16.30 – 22 Uhr

Experimente mit Uhren und Kichererbsen

Martin Riches: Two Clocks Sharing a Common Support

Mit zwei aus Holzzahnrädern selbstgebauten Pendeluhren stellt der in Berlin für viele Klangmaschinen bekannte britische Klangkünstler Martin Riches ein Experiment des bereits bettlägerigen Mathematikers Christiaan Huygens aus dem Jahr 1665 nach. Damit wird versucht eine mathematische Formel für das abhängige Pendelverhalten der beiden Pendeluhren zu finden. Das Phänomen – in leisem Klicken zu hören – interessiert Mathematiker bis heute.

Annette Schmucki: bündel und büschel

Eine Art Klangsammelstelle: In einem kleinen Zwischenraum werden die Klänge des ganzen Hauses der Akademie der Künste (Stimmen, Geschirrgeklapper, Schritte, Instrumentalklänge, Herzklopfen) live gebündelt für eine einzelne zuhörende Person. Vier Personen gehen gleichzeitig mit Mikrofonen auf Klangjagd und fangen die Ränder der Welt, das Abseitige, die Nebengeräusche ein. Sie haben die Möglichkeit, sich für einen Zeitslot von 5 Minuten vor Ort einzutragen.

Daniel Rothman: Chickpea(ce)

Sagen Sie „Chickpea(ce)“! Es klingt im Mund fast so wie ein Phänomen beim Einweichen von Kichererbsen; das Knallen einer dünnen Membran, die sich ausdehnt. Und eine Schale davon, ihre zarten und lyrischen Explosionen, kitzeln unser Trommelfell genauso wie unsere Geschmacksknospen. Die leisen zufälligen Knackgeräusche sind auch eine Erinnerung an das Alltägliche und die Bedeutung von Frieden und Teilen.

Iris ter Schiphorst: Wie… anders

Wie ... anders in eine Art Denkraum im Sesselclub der Akademie der Künste, in dem nichts passiert, sondern ein Text zu lesen ist: Wie ließe sich die Gabe der Präsenz zelebrieren, ließen sich Gesten, Bewegungen, Klänge des Mit-Seins, des Zu- und Hinhörens in Erscheinung bringen, die nicht auf einen Sinn, sondern auf die Unendlichkeit des Sinns gerichtet sind? Antworten können aufgeschrieben und mitgeteilt werden.

Picknick im Buchengarten

Inmitten des Musik-Parcours bietet der Buchengarten im Zentrum des Gebäudes einen Ort der Kontemplation in Liegestühlen unter dem frischgrünen Blätterdach der großen Buche. Kleine Snacks und Wasser werden angeboten, darunter das Hummus, das aus den Kichererbsen der Installation Chickpea(ce) zubereitet wurde.

ab 16.30 Uhr
Vom Vorplatz ins Innere

Raven Chacon: Plainsong

Plainsong ist eine großformatige Partitur des amerikanischen Komponisten und Installationskünstlers Raven Chacon, die Notenzeilen und Notenköpfe in verschiedenen Größen zeigt und für den Außenraum komponiert wurde. Während die Musiker*innen lang gehaltene Töne auf einem beliebigen Instrument erzeugen, bewegen sie sich zu nahen oder entfernten Positionen. Ohne klaren Anfang und klares Ende, erscheint diese Aufführung von Tönen als langsame Unterbrechung des Tagesablaufs.

Caspar Johannes Walter: Songs and Interludes

Die serbische Vokalmusik, die durch komplexe metrisch freie Phrasen und Mikrotonalität charakterisiert ist, wird oral überliefert. Um den Zauber dieser Musik zu erfahren, wählt Caspar Johannes Walter in den Songs zunächst die Imitation, lässt die Violinistin Nurit Stark die von ihm renotierte zweite Stimme zur Singstimme von Dragana Tomic spielen, um im zweiten Schritt Töne in von der Violinistin gespielten Interludes neu zu lesen und anzuordnen, von wenigen Gesangstönen kommentiert.

Iris ter Schiphorst: Für Akkordeon

Auf dem bekannten Halbton-Akkordeon spielt Lore Ammenabar Larrañaga Für Akkordeon von Iris ter Schiphorst, eine Musik, die in die Tanzrhythmen, mit denen das Akkordeon traditionell in Verbindung gebracht wird, hinein- und wieder herausfließt.

ab 17.45 Uhr
Dialoge, Atem, Akkordeon

Annesley Black: Orrery Singing

Orrery Singing ist eine fluktuierende Improvisation für Musiker und Orrery Singer, einem mechanisch mit einer Kurbel betriebenen Percussion-Klangkunstobjekt, das von Thomas Meixner, Martin Riches und Annesley Black gemeinsam entwickelt wurde. Dadurch dass die Instrumente auf die Multi-Tempo-Drum-Machine reagieren, wird eine lebendige Spannung zwischen den mechanischen und den musikalischen oder menschlichen Qualitäten erzeugt.

Carola Bauckholt: Luftgeister

Inspiriert vom Klang der Kichererbsen und der Geigerin Nurit Stark mit ihren musikalischen Ahnen, der Doină, einem improvisatorisch-melismatischen rumänischen Musikstil, besuchen Luftgeister die Installation Chick-Pea(ce)von Daniel Rothman, kommunizieren mit ihr und verschwinden wieder, so, wie es musikalische und persönliche Erlebnisse mit uns tun.

Kathryn Williams: Coming Up For Air

Holzbläser müssen von Zeit zu Zeit atmen. Aber manchmal ist das Atmen eine Unannehmlichkeit, eine unerwünschte Unterbrechung des musikalischen Flusses: eine Pause, ein Hindernis. Seit 2017 bittet Kathryn Williams Komponist*innen um eine Antwort auf die Frage: Was wäre, wenn ihr Atmen Teil der Musik wäre und nicht nur ein Mechanismus, um sie zu ermöglichen? Die Antworten sind zu ihrem Coming Up For Air-Repertoire geworden, viele verschiedene Versionen dessen, was in einem einzigen Atemzug kommuniziert werden kann. Einige Komponisten haben eine Melodie komponiert, andere haben einen einzelnen Klang herausgearbeitet oder sich auf eine physiologische Herausforderung konzentriert. Einige Stücke dieses Repertoires werden vorgestellt.

Huihui Cheng: Overflowing Tones
Sofia Gubaidulina: De Profundis

Eine Musikerin, zwei Akkordeons. Es kommt ein neues Instrument zum Einsatz, das Vierteltonakkordeon, das von Lore Ammenabar Larrañaga entworfen und für sie gebaut wurde. Auf diesem außergewöhnlichen Instrument bringt sie das neue Vierteltonwerk, Overflowing Tones zur Uraufführung, ein Auftragswerk der Akademie der Künste an die aktuelle Stipendiatin der Jungen Akademie Huihui Cheng. Auf dem bekannteren Halbton-Akkordeon spielt sie. Zudem erklingt auf dem Halbton-Akkordeon De Profundis, ein Meilenstein des modernen Akkordeonrepertoires in memoriam Sofia Gubaidulina (1931–2025).

ab 18.50 Uhr
Drinnen und Draußen

Sidney Corbett: Absconditus
Birke Bertelsmeier: Partita
Nikolaus Brass: Solo V

Im hinteren Teil des Akademie-Gebäudes, im Sitzungsraum mit Blick in den Tiergarten, entsteht ein intimer Raum mit Instrumentalmusik in kleiner Besetzung. Absconditus für Violine und Violoncello ist eine fragile Musik, in der Sidney Corbett nach den Klängen hinter den Klängen sucht und eine nervöse Neugierde zu hören ist. Partita ist ein Solo-Violinstück der Komponistin Birke Bertelsmeier, die in ihrer klangreichen Musik nach dem kontrolliert Imperfekten sucht. Solo V aus Sei Soli schließlich ist eine der sechs Partiten, die Nikolaus Brass während der Corona-Pandemie nach Bildern von Stephanie von Hoyos für Violine solo komponierte, eine Musik, die zunächst nur zwischen dem Komponisten und dem Aufführenden existierte, und jetzt mit einem Publikum geteilt wird.

Kirsten Reese: Wholesome Shower

Die Performance beruht auf biografischen Erfahrungen der Komponistin, zu duschen, indem man sich aus einem Eimer schöpfend mit Wasser übergießt, wie sie es 1979 in Davao, Philippinen, und dann wieder ab 1988 in Berlin tat. In Südostasien ist diese Praxis des Duschens weit verbreitet, Ende der 1980er-Jahre waren viele Berliner Wohnungen noch ohne Dusche. Mit der Performance spürt die Komponistin dem Genuss am Reduzieren nach.

ab 19.30 Uhr
Zäsur

Peter Ablinger: Violinstück für Nurit

Die Violinistin Nurit Stark geht auf die Bühne mit Violine und Geigenbogen – aber dann erklärt sie dem Publikum, warum sie das angekündigte Stück NICHT spielt – oder warum das nicht-gespielte Stück das eigentliche Stück ist. Welche Gründe bringt sie vor? Ausschließlich ihre eigenen. Aber nimmt sie Bezug – vielleicht kritischen Bezug – auf die Gründe des Komponisten, etwa auf Generalsstreik?

ab 19.40 Uhr
Stimme und Atem

Caspar Johannes Walter: Songs and Interludes

Details siehe oben

Sol-i So, Yiran Zhao & Kristine Tjøgersen: Neue Werke

Holzbläser müssen von Zeit zu Zeit atmen. Im Rahmen des Projektes Coming Up For Air haben Kathryn Williams und die Akademie der Künste für Welcome in drei neue Atemstücke bei Alumni der Jungen Akademie in Auftrag gegeben

ab 20.10 Uhr
Improvisation und Akkordeon

Liudas Mockūnas: Improvisation

Liudas Mockūnas ist ein Saxophonist, der komponiert und improvisiert. Er wurde sowohl in Jazz als auch in klassischer Musik ausgebildet. Sein Spiel ist eine höchst individuelle Mischung aus Free Jazz, Lyrik und Expressionismus, wobei er neue Spieltechniken einsetzt, um tief in die klanglichen Eigenschaften seines Instruments einzudringen. Erwarten Sie Klangexplosionen und das Überschreiten stilistischer Grenzen.

Iris ter Schiphorst: Für Akkordeon
Dominic Flynn: Pittwater

Bei der Uraufführung von Dominic Flynns Pittwater kommt ein neues Instrument zum Einsatz, das Vierteltonakkordeon, das von Lore Ammenabar Larrañaga entworfen und für sie gebaut wurde. Auf dem bekannteren Halbton-Akkordeon spielt sie Iris ter Schiphorsts Für Akkordeon, eine Musik, die in die Tanzrhythmen, mit denen das Akkordeon traditionell in Verbindung gebracht wird, hinein- und wieder herausfließt.

ab 20.40 Uhr
Dichte

Annesley Black: Orrery Singing
Carola Bauckholt: Luftgeister
Liudas Mockūnas: Improvisation
Kirsten Reese: Wholesome Shower
Huihui Cheng: Overflowing Tones
Sofia Gubaidulina: De Profundis

Details siehe oben

ab 21.20 Uhr
Ausklang mit Violine und Cello

Sidney Corbett: Absconditus
Birke Bertelsmeier: Partita
Nikolaus Brass: Solo V

Details siehe oben

 

Medienpartner

Samstag, 31.5.

16.30 – 22 Uhr

Hanseatenweg

Mit Sofia Borges (Percussion), Axel Dörner (Trompete), Malin Grass (Violine), Steve Heather (Percussion), Benjamin Kautter (Violoncello), Carina Khorkhordina (Trompete), Lore Amenabar Larrañaga (Akkordeon), Liudas Mockūnas (Saxophon), Sofia Salvo (Saxophon), Nurit Stark (Violine), Dragana Tomić (Serbischer Gesang), Kathryn Williams (Flöte)

Werke von Peter Ablinger, Carola Bauckholt, Birke Bertelsmeier, Annesley Black, Nikolaus Brass, Raven Chacon, Huihui Cheng, Sidney Corbett, Dominic Flynn, Sofia Gubaidulina, Liudas Mockūnas, Kirsten Reese, Martin Riches, Daniel Rothman, Iris ter Schiphorst, Annette Schmucki, Sol-i So, Kristine Tjøgersen, Caspar Johannes Walter, Kathryn Williams, Yiran Zhao

Künstlerische Leitung: Christopher Fox, Julia Gerlach

Kuratorischer Beirat: Annesley Black, Nikolaus Brass, Sidney Corbett, Iris ter Schiphorst, Annette Schmucki, Caspar Johannes Walter

Eintritt frei