6.2.2023

Akademie der Künste trauert um Jürgen Flimm (1941–2023)

Der Regisseur und Intendant Jürgen Flimm ist am 4. Februar 2023 in Hamelwörden bei Wischhafen gestorben. Er war seit 1995 Mitglied der Akademie der Künste.

Jürgen Flimm war eine der prägendsten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Theaters und des internationalen Musiktheaters. Nach dem Studium begann er 1968 als Assistent an den Münchner Kammerspielen. Als Schauspielregisseur profilierte er sich in den 1970er-Jahren mit u. a. Büchners Dantons Tod, Deutsches Schauspielhaus Hamburg und Babels Marija, Residenztheater München. Mit der Intendanz des Schauspiel Köln (1979–1985), gefolgt von 15 Jahren als Intendant am Thalia Theater Hamburg (1985–2000), begann sein lebenslanges Wirken als Theaterleiter, der diese Position mit seiner künstlerischen Arbeit als Regisseur erfolgreich zu verbinden wusste. Er holte Luc Bondy und den noch unbekannten Jürgen Gosch an seine Theater sowie Robert Wilson mit The CIVIL warS, mit Heiner Müller (Köln 1983), und der Uraufführung von Black Rider von Tom Waits (Hamburg 1988), die zu außerordentlichen Erfolgen wurden. Flimms Inszenierungen in Köln und Hamburg wurden mehrfach zum Theatertreffen eingeladen, u. a. 1980 Kleists Das Käthchen von Heilbronn und 1989 Tschechows Platonov. Seit seinem Debüt mit Nonos Al gran sole carico d’amore in Frankfurt 1978 inszenierte er Opern an den großen Häusern der Welt, mit Dirigenten wie Daniel Barenboim und Nikolaus Harnoncourt. Er war Schauspieldirektor (2002–2004) und Intendant (2007–2010) der Salzburger Festspiele, leitete die Ruhrtriennale (2005–2008) und war von 2010 bis 2018 Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Kurz vor seinem Tod hat Jürgen Flimm sein umfangreiches Archiv der Akademie der Künste übergeben.

Akademie-Mitglied Klaus Völker würdigt Jürgen Flimm: „Jürgen Flimm galt die Bühne als der wichtigste Schauplatz der Welt. Dennoch verwechselte er sie nie mit der realen Welt. Er war von Jugend an ein politischer Mensch, ein engagierter Sozialist, aber kein Parteipolitiker. Er bewunderte und verehrte vor allem Tschechow und Mozart. Als Regisseur brachte er Millowitsch und Jürgen Fehling unter einen Hut. Sein künstlerisches Credo lautete in unterschiedlichen Formen, aber immer entschieden: ‚Nicht zu Kreuze kriechen!‘“

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste