29.3.2017, 12 Uhr

Update zu laufenden Projekten

Das Studio für Elektroakustische Musik als kreativer Nukleus

Als interessierter Leser dieses Blogs ist Ihnen das Studio für Elektroakustische Musik (SEM) bereits als kreativer Nukleus der Akademie der Künste bekannt. Der heutige Eintrag gibt einen kurzen Einblick in einige der Projekte, die das SEM innerhalb des ersten Quartals 2017 umgesetzt hat. Erwähnt werden soll an dieser Stelle, dass das Aufenthaltsprogramm des SEM in diesem Jahr in enger Verbindung zu dem im biennalen Turnus veranstalteten Festival KONTAKTE steht, dessen nächste Ausgabe KONTAKTE '17 mittlerweile durch die großzügige Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung und des Goethe-Instituts gesichert werden konnte. KONTAKTE wird wieder in der letzten Septemberwoche stattfinden. Tolle Neuigkeiten!

Das Jahr startete mit einer 10-tägigen Residenz des Schweizer Komponisten Stefan Keller, der an einem neuen Werk für Tabla und Live-Elektronik arbeitete. Stefan besitzt nicht nur eine klassische Musikausbildung, sondern ist selbst auch ein erfahrener Tabla-Spieler und Computermusiker. Während seines Aufenthalts am SEM hatte Stefan die Möglichkeit mit verschiedenen Arten der Mikrofonierung zu experimentieren, einen selbst programmierten Score-Follower weiterzuentwickeln und zugleich neue Prozesse der elektronischen Klangumformung für die Tabla auszuprobieren. Stefans neue Arbeit wird im Mai im Rahmen eines Festivals in Italien uraufgeführt und wir freuen uns bereits auf die deutsche Erstaufführung des spannenden Stücks im Rahmen von KONTAKTE '17.

 

Stefan Keller mit der Tabla. Foto: Hauschke 2017.

 

Im Februar zogen wir uns zusammen mit Georg Katzer und dem großartigen Kontrabassisten Matthias Bauer in das Studio zurück, um eine Studioproduktion von Katzers L’homme machine (1998 - 2000) für sprechenden Kontrabassisten und Live-Elektronik durchzuführen. L’homme machine wurde inspiriert durch das gleichnamige Buch des französischen Arztes und Philosophen Julien Offray de La Mettrie (1709 - 1751). Die Komposition hat verschiedene Entwicklungsstadien durchlaufen: Ursprünglich als Radiohörstück mit dem Namen De natura hominis (1997) konzipiert, wurde es später von Katzer zu einem Stück für Kontrabass solo (1998) umgearbeitet, bevor es schließlich in einer kompletten multimedialen Oper (2000) resultierte. Obwohl L’homme machine mit Sicherheit zu den meisterhaftesten (und gewagtesten!) Werken von Katzer zählt, blieb das Stück bislang unveröffentlicht und wir hoffen, dass dieses unverzeihliche Versäumnis bald nachgeholt werden kann.

 

Studioproduktion von Georg Katzers "L'homme machine". Fotos: Hauschke / Karman 2017.

 

Der März begann mit einem zweiwöchigen Arbeitsaufenthalt der kubanischen Komponistin und ehemaligen Stipendiatin der Jungen Akademie, Sunlay Almeida. Sunlay arbeitet derzeit zusammen mit ihrem Landsmann, dem bildenden Künstler Humberto Díaz, an einem neuen Multimedia-Projekt mit dem Titel Body Symphony. Während ihrer Residenz am SEM erforschte Sunlay sowohl die sinnliche Korrespondenz zwischen grafischen und klanglichen Zeichen als auch die Projektion der körperlichen Präsenz durch die vom Körper der Performerin erzeugten Klänge. Das Projekt ist ein Ergebnis einer spannenden Kollaboration des SEM mit dem kubanischen Laboratorio Nacional de Música Electroacústica (LNME) in Havanna, unterstützt durch den internationalen Koproduktionsfonds des Goethe-Instituts. Die Produktion wird ebenfalls im Herbst im Rahmen von KONTAKTE '17 präsentiert.


Sunlay Almeida: "Body Symphony". Foto: Karman 2017.


Neue Projekte sind bereits in Planung: So besuchte uns unlängst beispielsweise der ehemalige DAAD-Stipendiat Tomomi Adachi, der sich der besonderen Herausforderung stellen möchte, das Potential des Subharchords als Konzertinstrument zu erforschen. In Anbetracht der Restaurierung von Hermann Scherchens rotierender Lautsprecherkugel, die derzeit durch das SEM durchgeführt wird, erscheint in Kürze zudem ein Artikel in der nächsten Ausgabe des Journal der Künste (2017, Nr. 2) der Akademie.

 

Tomomi Adachi mit dem Subharchord. Foto: Karman 2017.


Zu guter Letzt möchte das Studio für Elektroakustische Musik noch allen Künstlern danken, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen, das Studio zu einer fruchtbaren Begegnungsstätte zu machen. Wir sind sehr stolz darauf, was unser kleines Team in diesem Jahr bereits auf die Beine stellen konnte! Dank gilt insbesondere Toningenieur Michael Hauschke und Sachbearbeiterin Nadine Doberschütz (und nicht zu vergessen Carmine De Vita, der gerade ein ausgezeichnetes Praktikum am SEM absolviert hat) für ihr großartiges Engagement bei der Kanalisierung der kreativen Energien. Ebenfalls freuen wir uns, dass Luise Wiesenmüller seit kurzem unser Team bei der Koordination von KONTAKTE '17 unterstützt. Luise ist studierte Kulturmanagerin und wir freuen uns sehr über diesen Erfahrungszuwachs in unserem Büro.

Stay tuned!