19.1.2017, 17 Uhr
„es zählt, was ich der zeit entgegensetze“
Das Archiv von Ronald M. Schernikau ist eröffnet
Videoaufzeichnung vom 7. Oktober 2016
Kamera: Manfred Mayer; Schnitt: Uwe Ziegenhagen
Mit einer Lesung aus Schriften und Nachlassdokumenten wurde am 7. Oktober 2016 an den 1990 verstorbenen Autor Ronald M. Schernikau erinnert. Sein Archiv befindet sich seit 2015 in der Akademie und steht nunmehr der interessierten Öffentlichkeit in Ausschnitten zur Verfügung.
Man hätte dieses Archiv auch in aller Stille übernehmen können. Was soll uns heute ein jung verstorbener, schwuler Autor sagen, der noch 1989 stolz darauf war, in die DDR ausgereist zu sein? Doch das Publikum füllte am 7. Oktober das Foyer am Hanseatenweg und bezeugte, dass es sich lohnt, Ronald M. Schernikaus Spuren zu folgen. Der Autor (1960–1990) war bereits mit seiner frühen Kleinstadtnovelle als Kritiker kleinbürgerlichen Lebens aufgefallen. Das Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“, wo er ab 1986 als erster Westdeutscher studierte und die „real-sozialistische“ Wirklichkeit erfuhr, verstellte ihm nicht den Blick auf sein linkes Ideal.
Ursula Werner und Thorsten Hierse lasen aus Schernikaus Briefen und seinem Hauptwerk Legende, zudem wurden ein Auftritt in einer SFB-Talkshow von 1989 und seine Rede auf dem letzten DDR-Schriftstellerkongress von 1990 eingespielt. Darin rechnete er mit der beginnenden deutsch-deutschen Vereinigung ab. Stefan Ripplinger sprach über „Schernikaus postmodernes Drama“ und Volkmar Paschold begleitete den von Thomas Keck und Jens Mehrle konzipierten Abend musikalisch am E-Bass. Sabine Wolf vom Literaturarchiv der Akademie übergab der Mutter des Autors, Ellen Schernikau, und Thomas Keck, dem Nachlassverwalter, die ersten Exemplare des Findbuches.
Mitwirkende: Sabine Wolf (Begrüßung), Stefan Ripplinger (Vortrag), Ursula Werner und Thomas Hierse (Lesung), Volkmar Paschold (Musik).